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Channel: Wattenrat Ostfriesland – mit der Wattenpresse – unabhängiger Naturschutz für die Küste
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Dünenverstärkung auf Juist: Kritik von der Insel

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Juist, Westende: Arbeit mit schwerem Gerät in Dünen des Nationalparks und Weltnaturerbes

„Dünenverstärkung auf Juist

Drei schwere Sturmfluten haben den ostfriesischen Inseln im Winter 2006/2007 schwer zu schaffen gemacht – von fast allen Inseln wurden Dünenabbrüche gemeldet. Juist war besonders stark betroffen: Die vorhandenen Dünen westlich des Hammersees sind durch die Abbrüche von bis zu 20 Metern teilweise zu schmal geworden, um eine ausreichende Sturmflutsicherheit zu gewährleisten. Deshalb investierte der NLWKN im Jahr 2007 rund 1,3 Millionen Euro, um die Schutzdünen wieder zu verstärken.`Mit insgesamt etwa 200.000 Kubikmeter Sand werden die gefährdeten Dünen verstärkt`, erläutert Projektleiter Theo van Hoorn vom NLWKN in Norden. Später wurde der eingebaute Sand landschaftsgerecht gestaltet – es entstanden natürliche Dünen mit höher aufragenden Dünenkuppen und unterschiedlichen Böschungsneigungen, die im Herbst mit Strandhafer bepflanzt wurden. `Ohne eine Sicherung würde der eingebaute Sand schnell durch den Wind weggeblasen und so die Düne wieder geschwächt`, betont van Hoorn.

Der für die Verstärkung erforderliche Sand stammte vom Billriff, einer ausgedehnten Sandfläche ganz im Westen der Insel. Geländegängige Fahrzeuge, so genannte Dumper, transportierten den Sand vom Billriff zur Baustellen – sie fuhren am Strand entlang! […]“,

schreibt der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz auf seiner WebSeite

Die Inseln in Ostfriesland sind eigentlich dynamische Sandkörper im Wattenmeer, die durch Wind und Wellen ständig ihre Form und Lage ändern, wäre da nicht der Mensch, der hier siedelt und sich eine Infrastruktur geschaffen hat. Also wurden die Inseln festgelegt, die natürliche Dynamik weitgehend unterbunden. Aber auch das führt nach Sturmfluten zu gewaltigen Dünenabbrüchen. Die ostfriesischen Inseln gehören auch zum Großschutzgebiet Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und zum touristisch vermarkteten „Weltnaturerbe“. Und da stoßen sich die Dinge hart im Raum: Durch die ständigen menschlichen Eingriffe mit schwerem Gerät werden die Dünen massiv verändert, von einer „natürlichen Entwicklung“, wie sie eigentlich in einem Nationalpark stattfinden soll, kann kaum noch die Rede sein. Eine wissenschaftliche Überlegung zum möglicherweise kostengünstigeren Inselschutz, der aber in der Praxis nicht durchgeführt werden wird, können Sie hier nachlesen: Senckenberg-Geologe Burghard Flemming plädiert für modifizierten Küstenschutz auf den Ostfriesischen Inseln

Juist: Dumper fahren Dünen ab

Eine besorgte Insulanerin von Juist hat ihre Sicht der Dinge dem Wattenrat übermittelt:

Zur Baumaßnahme des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) Dünenverstärkung auf Juist:
Der Grund, die Steildünen Ende Hammersee binnenseitig zu verstärken, ist schon lange vor der Orkanflut Xaver zur Sprache gekommen.

Es war leider doch etwas Wahres daran, dass nach dem Deichschau auf Juist erzählt wurde, dort keine “Sylter Verhältnisse” schaffen zu wollen! Aber warum eigentlich nicht? Die 6,7 Millionen teuren Sylter Strandaufspülungen 2014 werden zu 70% aus Bundesmitteln bestritten, 30% bezahlt das Land Schleswig-Holstein. Der Norder Betriebsstellenleiter des NLWKN, Frank Thorenz, rühmt das Land Niedersachsen, für die Küstenschutzmaßnahme auf Juist weitere 600.000 € auszugeben.
Sicher, Juist ist nicht die einzige Ostfriesische Insel, die nach den Stürmen von 2013 Mittel aus dem Landesetat bekommt.
Aber warum bekommen die Ostfriesischen Inseln keine Mittel vom Bund, so wie Sylt? Oder sind diese mit den Mitteln des Rahmenplans „Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) bereitgestellten Mittel in Folge des Klimawandels (2009-2025) gemeint? Nein! Es handelt sich dabei um modifizierte Ausfallbürgschaften für Kapitalmarktdarlehen der Länder!

Warum wird auf Juist so wenig für den Aufbau bzw. Erhöhung des Strandes getan?
Es heißt auf der Internetseite des NLWKN zu Dünenverstärkung auf Juist: “Der NLWKN überwacht die Entwicklung der Strände und Dünen mit Hilfe von modernen satellitengestützten Vermessungstechniken und Fernerkundungsverfahren.” Warum wird dieses Wissen nicht umgesetzt, indem rechtzeitig mit dem Setzen von Windfangzäunen begonnen wird? Warum wird der Bund nicht um genügend Geld angegangen, um Strandaufspülung im unterentwickelten Strandbereich vor den Abbruchdünen Ende Hammersee finanzieren zu können? Die Mengen, die hier benötigt werden, sind im Vergleich mit Sylt gering und wahrscheinlich langfristiger dort verbleibend. Teilweise das erste, auf jeden Fall das zweite Quartal des Jahres 2014 hätte sich bestens geeignet, diese Küstenschutzmaßnahmen in Angriff zu nehmen.
Ein weiteres unverständliches Handeln des NLWKN ist der Abtransport der wichtigen Billriffsände, die ebenso wie die Sandbänke einen Schutz der Insel gewährleisten. Das Billriff war eine hohe Plate, die nur im Winter bei Sturmfluten überspült wurde. Seit in den 70ger Jahren durch die Verlegung einer Pipeline Sandbänke und Plate durchstochen wurden, verringerte sich die Höhe des Riffs. Weitere Eingriffe durch Abbau von sogenannten “positiven” Sandflächen durch das NLWKN ab den 80ger Jahren zum Einbringen inselseitiger Dünenverstärkung führten zu weiteren erheblichen Veränderungen des Riffs.
Wenn der Sand auf der Insel gewonnen werden muss, bietet sich die Ostseite an, da sich der Strand dort ständig durch Dünenabbruch im Westen und Anlandung im Osten erhöht. Dünen sind natürlicher Schutz für die Insel, weil sie von Grund auf gewachsen sind. Da sie irgendwann zu “Schutzdünen” nach dem Niedersächsischen Deichgesetz erklärt worden sind, werden sie nun wie
Deiche eingestuft und behandelt. Inseln verlagern sich aber aufgrund von Strömungen. Eine Durchbruchsicherheit der Düne in Sturmfluten kann durch Maßnahmen, wie sie vom NLWKN ausgeführt werden, nicht erreicht werden. Die Dünen, die inselseitig verstärkt werden, sind nicht gewachsen, also auch nicht durchwurzelt. Sollten die Steilhänge der Dünen am Hammersee weiter durch Sturmfluten abnehmen, was anzunehmen ist, wenn der Strand nicht höher und breiter wird, so rutschen diese “Dünenverstärkungen” noch rascher nach, als es durchwurzelte Dünen tun.
Die Arbeiten mit schweren Geräten im Inneren der Insel vernichten Biotope. Die entstandenen “natürliche Dünen mit höher aufragenden Dünenkuppen und unterschiedlichen Böschungsneigungen, die im Herbst mit Strandhafer bepflanzt wurden” sind auch nach vielen Jahren nicht artenreich im Bewuchs. Die Behauptung des NLWKN, die durchbruchgefährdeten Schutzdünen zwischen dem Westende der Insel und dem Hammersee habe die Gefahr des Durchbruchs der Dünen und Überflutung durch die Verstärkungsmaßnahmen an den Dünen erfolgreich verhindert, trifft so nicht zu, denn im Laufe der vielen Jahre und Maßnahmen der binnenseitigen Dünenverstärkung hat sich die Strömung und damit das Priele-System so verändert, dass sich die Kraft der Sturmfluten nach und nach weiter gen Osten verschiebt.
Die binnenseitige Dünenverstärkung ist deshalb nur eine reaktive Form des Inselschutzes, keine wirklich moderne Verfahrensweise. Was nützt die satellitengestützten Vermessungstechnik und das Fernerkundungsverfahren, wenn ihre Resultate nicht die Natur schonende Maßnahmen entwickelt, sondern die schöne Insellandschaft und hier das einzigartige Biotop und Vogelparadies Hammersee durch den Eingriff reduziert? Warum die Panikmache bei jeder höheren Sturmflut?
Hätte man einen Dünendurchbruch beim neuen Wäldchen-Übergang nach 2007/2008 in Kauf genommen – er wäre auch am 6.12.2013 nicht passiert – dann wäre nur bei hohen Fluten Meerwasser in das tiefliegende Dickichttal geflossen und auch wieder abgeflossen, denn hinter dem Tal gibt es genügend Dünen, die dem Meer nicht ausgesetzt sind. Das Biotop hätte sich auf natürliche Art verändert, aber die Insel wäre deswegen nicht “durchgebrochen”. Wahrscheinlich wäre ein Priel entstanden, ähnlich den Prielen, die sich durch das gewachsene Land des ehemaligen Kalfamers ziehen, die dafür sorgen, dass eine natürliche Insellandschaft entsteht.


Windenergie: Abstand zur Bebauung, Herr Kettwig ist besorgt

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Hans-Dieter Kettwig, Geschäftsführer des Windanlagenbauers Enercon in Aurich, ist besorgt. Er ist besorgt um die Mindestabstände seiner gigantischen windabhängigen Stromgeneratoren zur Wohnbebauung. Herr Kettwig sorgt sich aber nicht um die Anwohner, die nervenden Rotorenlärm, ständiges Blinken, rotierenden Schattenwurf und den Wertverlust ihrer Häuser ertragen müssen. Nein, er sorgt sich darum, dass ihm und seinem Geschäftsmodell der Platz zum Aufstellen seiner Riesenrotoren, die angeblich Atomkraftwerke ersetzen sollen, ausgehen könnte.

Die Bundesländer Bayern und Sachsen haben im Bundesrat kürzlich erreicht, dass durch eine sog. „Länderöffnungsklausel“ die Abstände der Windmonster zur Bebauung auf das Zehnfache der gesamten Anlagenhöhe (bis zur Rotorspitze) festgelegt werden können, „können“, wohlgemerkt. Das Baugesetzbuch soll dahingehend geändert werden, die Bundesländer entscheiden dann über die Mindestabstände. Windkraftwerke der neuen Generation erreichen Bauhöhen von über 200m, daskönnte dann einen Abstand von 2000 m zur Bebauung bedeuten, und das findet Herr Kettwig nicht lustig. In seiner Enercon-Hauspostille „Windblatt“ (Ausgabe 3-2014, S. 10) schreibt er: „Die seit Jahren gelebte Praxis der Regionalplanung bzw. kommunalen Flächennutzungs- und Bebauungsplanung hat zu guten Ergebnissen geführt. Letztlich wissen die Menschen vor Ort am besten, was für sie gut ist. Mit einer landesweiten Regelung spricht eine Landesregierung ihren Kommunen auch die Kompetenz ab, vor Ort kluge Entscheidungen zu treffen.“

Die „gelebte Praxis“ sieht aber so aus, dass Investoren zunächst ganz still und leise an den Anwohner vorbei die neuen Windparkflächen kaufen oder anpachten; störende Häuser, die Anlagen verhindern könnten, werden kuzerhand aufgekauft. Die Umweltvetträglichkeitsuntersuchungen werden vom Investor bezahlt und fallen nicht selten entsprechend positiv aus. Dann, wenn die Investorenalles im Sack haben, heben die von Kettwig gelobten „Menschen vor Ort“ – gemeint sind die in der Regel völlig unbedarften örtlichen Ratsmitglieder – ihre Hände für die nur noch benötigten Flächennutzungspläne. Das geht üblicherweise flott und „wie geschmiert“ über die Ratsbühne dieser angeblichkompetenten Marionettentheater, die eigentlich die gewählten kommunalen „Volksvertreter“ sein sollten. Nur das sind die nach Herrn Kettwig „klugen Entscheidungen“ und die „guten Ergebnisse“ für die Investoren mit Enercon-Maschinen. Diese Entscheidungen führen aber zurlangjährigen Minderung der Lebensqualitätfür die betroffenen Anwohner, zu Lasten der Landschaft und der Natur. Und in kurzer Zeit wachsen vor den völlig überraschten Anwohnern die neuen Anlagen wie Pilze aus dem Boden. Atomkraft-, Kohle- oder Gaskraftwerke können diese nur vom launischen Wind betriebenen Anlagen nicht ersetzen, obwohl der weitgehend uninformierten Öffentlichkeit dieses Märchen “akzeptanzfördernd” weiterhin eingehämmert wird. Zu einer verlässlichen Stromversorgung sind die Windanlagen völlig ungeeignet. Link: Fakten statt Energieromantik

Die Zwischeninstanz Bezirksregierung oberhalb des kommunalen Klüngels, die als Kontrollinstanz früher Einfluss auf diesen Wildwuchs von Windparks genommen hatte, wurde 2005 von der damaligen CDU-FDP-Regierung unter Ministerpräsident Wulff (der später auch nicht Bundespräsident konnte) abgeschafft und die Entscheidungen auf die unterste kommunale Eben verlagert, mitten in den örtlichen Klüngel hinein. Die Nummer wurde
“Verwaltungsmodernisierung und “Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung” genannt!

In Niedersachsen mit seinem grünen Umweltminister wird Herr Kettwig offene Ohren finden: Das durchideologisierte Windland Niedersachsen sieht nur einen lächerlich geringen Abstand von 400 m zur Bebauung vor. Umweltminister Wenzel, der augenscheinlich auch nur „Klima“ und „Erneuerbare“ kann, will die Windenergie weiter ausbauen, bis zur Verdoppelung und Verdreifachung. Eine Arbeitsgruppe, überwiegend aus Vertretern und Zuarbeitern der windigen Industrie, arbeitet an einem Windenergieerlass im Lande, grüne Klientelpolitik pur. Für die betroffenen Landschaftsteile wird das verheerend sein. Die Monsteranlagen werden bei den lächerlich geringen niedersächsischen Abständen optisch vor dem Gartenzaun stehen. Es formiert sich aber immer mehr Protest gegen diesen rotierenden Windwahn im Lande. Mit „Klima, Fukushima, Atomkraft“ oder „Energiewende“ hat das nichts zu tun, es geht nur um den Profit aus der garantierten Subvention für die Anlagenbetreiber aus dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG), die die Branche am Leben hält, eine Lizenz zum Gelddrucken.

P.S.: Enercon-Geschäftsführer Hans-Dieter Kettwig ist selbst Betreiber der Windkraftfirma “Windpark Brandung III GmbH & Co. KG” in Großefehn/LK Aurich!

Wieder ein Seeadler an der Ems

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Adulter Seeadler mit einem Aal in den Fängen

 

Heute erfasste unser Mitarbeiter Eilert Voß im Rahmen der Internationalen Wat- und Schwimmvogelzählungen die Vögel an einem Bereich der Ems. Hier sein Kurzbericht: „Ein “Lichtblick” war ein adulter Seeadler, der das Emsufer von Oldersum bis zum Hatzumersand abflog und Panikfluchten bei Graugänsen und Brandenten auslöste. Offensichtlich erbeutete der Seeadler direkt am Ufer einen angeschwemmten kapitalen Aal und trug ihn zur Nordspitze des Hatzumersandes. Dort hackte er 2 Minuten an dem Kadaver herum und wurde von den hoch anlaufenden Heckwellen eines vorbeifahrenden Sportbootes vertrieben. Mit der Beute flog der Seeadler ins Oldersumer Binnenland.“

 

Windenergie und Vogelschutz: staatliche Vogelschutzwarten als Marionetten der Windenergie-Lobby

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Wir bedanken uns bei der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e.V. (EGE)  für die Überlassung dieses Beitrages, der ein bezeichnendes Licht auf den Verfall der politischen Kultur mit der immer größer werdenden Einflussnahme von Wirtschaftsverbänden, in diesem Falle durch den Bundesverband Windenergie, auf fachliche Entscheidungen im Lande wirft:

Vogelschutzwarten mundtot, Naturschutzverbände schweigen

Die Veröffentlichung der bereits vor zwei Jahren von der Länder-Arbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten (LAG VSW) erarbeiteten Fachkonvention “Abstandsregelungen für Windenergieanlagen zu bedeutsamen Vogellebensräumen sowie Brutplätzen ausgewählter Vogelarten” ist bis auf weiteres gescheitert. Die Länderumweltminister haben die Veröffentlichung mit großer Mehrheit und ohne Gegenstimmen faktisch untersagt. Ort des Geschehens: Mainz, am Rande des 32. Deutschen Naturschutztages. Die ausführendenden Organe: Die Marionettenbürokraten aus den Länderumweltministerien am Faden ihrer Umweltminister.

Die Leiter der deutschen Vogelschutzwarten sind in Mainz verpflichtet worden, das vorbereitete Papier mit dem Bundesverband Windenergie (BWE) abzustimmen. Erst wenn sich beide Seiten über die Aussagen des Papiers geeinigt hätten, könne an eine Veröffentlichung gedacht werden. Eine Demütigung der Fachleute des Vogelschutzes und ein beispielloser Vorgang in der Geschichte des Naturschutzes in Deutschland! Es ist so, als würde die deutsche Ärzteschaft gezwungen, die Veröffentlichung ihres Memorandums über die Gefahren des Rauchens von der Zustimmung der Tabakindustrie abhängig zu machen.

In welchen Lobbyismus verfällt dieses Land? Die weichgespülten Naturschutzvereinigungen sind vermutlich weder zu einer angemessenen Reaktion noch zu einer öffentlichen Unmutsäußerung fähig. Zu groß ist ihre eigene Bindung an die Windenergiewirtschaft und ihre Abhängigkeit vom emotionalen und finanziellen Wohlwollen der Umweltministerien.

Zur selben Zeit tagt der vom Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bundesverband Beruflicher Naturschutz (BBN) und Deutschen Naturschutzring (DNR) veranstaltete Deutsche Naturschutztag, ohne ein Wort über den dreisten Akt der Unterdrückung einer Fachkonvention des Vogelschutzes zu verlieren. Stattdessen Vorträge über “Windenergie über Wald”, “Windenergie mit den Bürgerinnen und Bürgern”. Hauptsache Windenergie ohne die Fachkonvention der deutschen Vogelschutzwarten. Ein Schmierentheater.

Umweltgifte im Watt, ein taz-Interview

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Ein taz-Interview mit Gerd Liebezeit (66). Er war von 1991 bis 2007 Geschäftsführer des Forschungszentrums Terramare in Wilhelmshaven und wurde 2013 als Professor für Meereschemie der Uni Oldenburg emeritiert.

taz, online, 09. Sept. 2014

Umweltgifte

„Es fehlt der politische Wille“

Die Nordsee ist seit Langem zu stark mit Quecksilber belastet. Ein Gespräch über Kohlekraftwerke, Muscheln, Plattfische und den verrückten Hutmacher.

taz: Wie stark ist die Nordsee mit Quecksilber belastet, Herr Liebezeit?

Gerd Liebezeit: An der deutschen, dänischen, niederländischen und belgischen Nordseeküste liegen die Werte im Sediment sehr weiträumig über den Werten, die die EU noch für akzeptabel hält.

Die Bundesregierung hat erst jüngst behauptet, dass sie zu dieser Frage nichts sagen kann.

Sie sagte: Es fehlt an Informationen. Die aber sind durchaus da. Es gibt zum Beispiel die Zustandsberichte für die Nordsee oder das Wattenmeer. […]

Das vollständige Interview können Sie hier nachlesen: http://www.taz.de/Umweltgifte/!145701/

Niedersachsen: windige Lobbykratie

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Windpark Wybelsumer Polder an der Ems bei Emden, EU-Vogelschutzgebiet: Neue "repowerte" Monsteranlagen wachsen in den Himmel. Die Vorgaben des §1a des Baugesetzbuches zur Berücksichtung von Natura-2000-Gebieten werden bei der Genehmigung in der Regel missachtet oder im Betreibergutachten "passend"gemacht!

Niedersachsen arbeitet mit Hochdruck an einem neuen Windenergieerlass, der weitere Flächen für die Wind-Investoren freischaufeln soll. Damit soll die lästige Arbeitshilfe “Naturschutz und Windenergie” des Niedersächsischen Landkreistages ausgehebelt werden, in der seit Jahren Naturschutzrichtlinien für die Landkreise erarbeitet werden (NLT-Papier). Diese Empfehlungen haben sich auch schon vor Gerichten bewährt.

Eine bemerkenswerte Rolle übernimmt dabei der Bundesverband Windenergie (BWE) als Lobbyverband, der zu Seminaren einlädt, in denen es zur Sache geht:

Newsletter des Bundesverbandes Windenergie (BWE):

Die BWE Veranstaltungen sind nach der Sommerpause wieder in vollem Gange. Wir freuen uns, Ihnen in dieser Ausgabe des Veranstaltungsnewsletters einen Höhepunkt unserer Veranstaltungen im Herbst vorzustellen.
Am 20. November erwarten wir zum 1. Branchentag Niedersachsen nebst Vertretern der Windenergiebranche, den Ministerpräsidenten Stephan Weil mit Grußwort und Kurzvortrag sowie Mitglieder des niedersächsischen Landtags zur Podiumsdiskussion. Diskutiert wird u.a. über die kommunale Wertschöpfung in Niedersachsen und die Auswirkungen des in Vorbereitung befindlichen Windenergieerlasses auf zukünftige Windprojekte.
Sichern Sie sich jetzt Ihre Teilnahme und verschaffen Sie sich ebenfalls eine Überblick über weitere Seminare im 2. Halbjahr. [...]

Wir freuen uns auf Sie,

Ihr BWE Team

20.11.2014 // Deutsche Messe, Hannover
Windenergie – Branchentreffen in Niedersachsen
Das Land Niedersachsen will die ausgebaute Kapazität der Windkraft im Land bis 2020 verdoppeln und bis 2050 sogar auf das Dreifache ausbauen. Informieren Sie sich, wieviel Prozent der Gesamtfläche in Niedersachsen zukünftig für die Windenergie ausgewiesen werden soll, um das Ausbauziel von 20.000 MW von Windenergie an Land zu erreichen. Teilnahmegebühren: 145 EURO / 95 EURO (BWE Mitglied) zzgl. Mwst. [...]

Mit der “kommunalen Wertschöpfung” werden finanzklamme Kommunen angefixt, um weitere Flächen für neue Windparks – entweder mit eigener Beteiligung oder über die Gewerbersteuer – auszuweisen. Da kommt es z.B. zu fragwürdigen Auswüchsen im Landkreis Aurich/NDS, wo die Genehmigungsbehörde für WKA gleichzeitig auch deren Betreiber ist! Im Landkreis Aurich, in dem sich schon ca. 540 Windkraftanlagen drehen, formiert sich derzeit Protest gegen die Ausbaupläne und die Rolle des Landkreises als Betreiber. Der “Ostfriesische Kurier” berichtete am 05. September 2014 ausführlich: Ostfriesischer Kurier/Norden 05. Sept. 2014 (mit freundlicher Genehmigung). Nichts macht deutlicher, wie der Lobbyverband BWE wie ein Staat im Staate unter Ausschluss der Öffentlichkeit Einfluss auf die Landesregierung und die Kommunen nimmt, zu Lasten der Anwohner und der Natur, windbeflügelt von der Gier nach den EEG-Subventionen, die letzlich alle Stromkunden über überhohte Strompreise zahlen müssen. Diese Nummer wird “als kommunale Wertschöpfung” verkauft!

Fachkonvention “Abstandsregelungen für Windenergieanlagen zu bedeutsamen Vogellebensräumen sowie Brutplätzen ausgewählter Vogelarten” liegt als .pdf vor

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Windpark Utgast, Holtgast/LK Wittmund/NDS: vom WKA-Rotor zerteilte Silbermöwe

Um es vorweg zu sagen: Die bisher unveröffentlichte und unzensierte Fachkonvention “Abstandsregelung für Windenergieanlagen” der Länder-Arbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten ist beim Wattenrat als .pdf abrufbar (ganz unten).

Am 09. September berichtete der Wattenrat in seinem Beitrag Windenergie und Vogelschutz: staatliche Vogelschutzwarten als Marionetten der Windenergie-Lobby über die gescheitere Veröffentlichung der bereits vor zwei Jahren von der Länder-Arbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten (LAG VSW) erarbeiteten Fachbeitrages “Abstandsregelungen für Windenergieanlagen zu bedeutsamen Vogellebensräumen sowie Brutplätzen ausgewählter Vogelarten”. Die Länderumweltminister haben die Veröffentlichung mit großer Mehrheit und ohne Gegenstimmen faktisch untersagt. Die Leiter der deutschen Vogelschutzwarten sind in Mainz am Rande des 32. Deutschen Naturschutztages verpflichtet worden, das vorbereitete Papier vor der Veröffentlichung mit dem Bundesverband Windenergie (BWE) abzustimmen. Erst wenn sich beide Seiten über die Aussagen des Papiers geeinigt hätten, könne an eine Veröffentlichung gedacht werden. Diese Einflussnahme eines Wirtschaftsverbandes auf Fachempfehlungen ist ein Skandal. Der BWE ist offensichtlich bemüht, alle genehmigungshemmenden Fachveröffentlichungen durch seine besten Verbindungen in die Ministerialbürokratie zu beeinflussen oder ggf. auch zu verhindern. Zu bestimmten Gebieten fordert die Konvention nämlich Abstände von der “10-fachen Anlagenhöhe oder mindestens 1200m”, das schränkt die Stellflächen für Windkraftanlagen erheblich ein. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Fachkonvention schon mehrfach im Sinne der Windenergiewirtschaft bearbeitet wurde und die neue Anlagengeneration ca. 200m hoch ist. Das geforderte Freihalten von Flugkorridoren ist an der Küste schon längst Geschichte, hier wurden seit zwei Jahrzehnten die küstenparallelen Zugrouten und Rastvogellebensräume mit großen Windparks überbaut.

Es geht nur ums Geld, um den enormen Profit aus der Bereitstellung von Flächen, die Projektierung und den Betrieb von Windenergieanlagen. Und da stören nicht nur aufmüpfige Anwohner, denen man als zur Not ihr Häuschen abkaufen kann, sondern auch bestimmte streng geschützte Vogelarten, die entweder durch die Rotoren vertrieben werden oder an ihnen umkommen.

Die Ministerialbürokratie hat in den letzten Monaten erheblichen Druck auf die Staatlichen Vogelschutzwarten der Länder ausgeübt und die Veröffentlichung der „Fachkonvention Abstandsempfehlung für Windenergieanlagen zu bedeutsamen Vogellebensräumen sowie Brutplätzen ausgewählter Vogelarten“ bisher verhindert. Besonders hervorgetan hat sich der NRW-Umweltminister Johannes Remmel (B90/Die Grünen). Remmel ist abgebrochener Lehramtsstudent, hat aber den grünen Parteimarsch durch die Institutionen zur Rettung der Welt mittels Windkraftanlagen erfolgreich bis ins Ministeramt geschafft, eine für grüne Parteifunktionäre oder Mandatsträger nicht untypische Karriere.

Nach dem Wattenrat-Beitrag zu dem Skandal der Einflussnahme des BWE auf Veröffentlichung der Fachkonvention fand sich das komplette Papier anonym verschickt im hiesigen Briefkasten. Wir bedanken uns bei dem unbekannten Absender. Da wir davon ausgehen, dass auch der BWE über das Papier verfügt und nach dem Umweltinformationsgesetz einer Veröffentlichung eigentlich nichts im Wege stehen kann, veröffentlicht der Wattenrat die Fachkonvention als .pdf-Datei.

Hier können Sie den aktuellen Entwurf der Fachkonvention vom 13. Mai 2014 abrufen, noch unzensiert von den Landesumweltministerien und vom BWE! LAG_VSW_13 Mai 2014_Entwurf

Es bleibt zu hoffen, dass nun von den “anerkannten” Naturschutzverbänden und dem Deutschen Naturschutzring der Gegenwind gegen diesen ausgemachten Skandal entfacht wird, die Hoffnung stirbt bekanntermaßen zuletzt….

Windenergiewirtschaft und Naturschutzverbände: gemeinsame Positionen in Hannover

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Alpenstrandläufer am Dollart ("Weltnaturerbe" Wattennmeer) bei Emden. Im Hintergrund zwei WKA aus dem Windpark "Wybelsumer Polder", EU-Vogelschutzgebiet

Diesen Bericht haben wir im Wortlaut von der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e.V. (EGE) übernommen. Wir danken den Eulenfreunden für die Überlassung!:

Der BUND, der DNR und die Windenergiewirtschaft – September 2014

Die Windenergiewirtschaft in Niedersachsen erwartet von dem dortigen grünen Umweltministers Stefan Wenzel einen “Leitfaden Windenergie und Naturschutz”. Dieser Leitfaden soll die von der Windenergiewirtschaft seit zehn Jahren bekämpfte Arbeitshilfe “Naturschutz und Windenergie” des Niedersächsischen Landkreistages (NLT) ablösen. Die Windenergiewirtschaft hatte die als NLT-Papier bekannte Arbeitshilfe mit Klagen überzogen, war aber vor Gericht stets gescheitert. Deshalb soll das Problem auf politischem Wege gelöst werden.

Für dieses Unterfangen bringt am 04. November 2014 im Maritim Grand Hotel in Hannover die Windenergiewirtschaft ihre Positionen in Stellung. Dazu gehört der ministerielle Leitfaden “Umsetzung des Arten- und Habitatschutzes bei der Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen in Nordrhein-Westfalen”. Ausgerechnet dieses Papier wird in Hannover beworben; es steht zwar im Widerspruch zu geltendem Artenschutzrecht, soll aber gerade deswegen die Blaupause für den geforderten niedersächsischen Leitfaden sein. Personen aus dem Naturschutz mit einer gebotenen Distanz zu den Forderungen der Windenergiewirtschaft sind im Programm der Veranstaltung mit dem Titel “Vereinbarkeit der Windenergie mit dem Natur- und Artenschutz” nicht platziert. Selbstverständlich auch nicht das NLT-Papier, das aber unterschwellig im Fokus der Veranstaltung stehen dürfte.

Veranstalter ist die “Fachagentur zur Förderung eines natur- und umweltverträglichen Ausbaus der Windenergie an Land“. Ihr gehören insbesondere Ministerien des Bundes und der Länder sowie “Verbände der Zivilgesellschaft” an, so auch – der Leser ahnt es sicherlich schon – der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Deutsche Naturschutzring (DNR). Ein Vertreter des DNR ist gar im Vorstand der Agentur.

Vielleicht wird man am Ende der Veranstaltung sagen, “außer Spesen nichts gewesen”. Das wäre ein vergleichsweise harmloses Ergebnis. Dass die Honorare der Redner nicht so knapp bemessen sein dürften, versteht sich von selbst. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert die Veranstaltung. Geld der Steuerzahler abgreifen, für die Windenergiewirtschaft Widerstände brechen und den Naturschutz marginalisieren. Darum geht’s. Die Naturschutzverbände BUND, NABU und DNR haben weder etwas zur Verteidigung der von der Windenergiewirtschaft unterdrückten Fachkonvention der Vogelschutzwarten beigetragen, noch haben sie sich jemals für die Arbeitshilfe des NLT eingesetzt. Auf diese Verbände kann der professionelle Naturschutz im Konflikt mit der Windenergiewirtschaft nicht zählen. In vielen Fällen stehen – von Ausnahmen abgesehen – diese Verbände und ihre Funktionäre als nützliche Handlanger auf der anderen Seite.


Umgehungsstraße Bensersiel im “faktischen Vogelschutzgebiet”: NDR berichtete in “Panorama3″

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Dreharbeiten am 10. September 2014 in Bensersiel für den NDR-Beitrag

Am 16. September 2014 im NDR-Fernsehen, 21.15h, Programmplatz “Panorama3″, Text und Film:  “Bensersiel: Umgehungsstraße droht Abriss

Den Beitrag können Sie hier sehen: http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Bensersiel-Umgehungsstrasse-droht-Abriss,bensersiel134.html

Bensersiel an der Nordseeküste ist ein beliebtes Touristenziel: Von hier fahren die Fähren nach Langeoog, der Nationalpark Wattenmeer beginnt vor der Haustür – und rund herum: ein Vogelschutzgebiet. Das ist schön, aber auch unpraktisch, etwa wenn es um die Planung neuerStraßen und Baugebiete geht. Die Bensersieler haben genau das nun schmerzlich erfahren müssen.Denn ihre erst vor drei Jahren feierlich eröffnete Umgehungsstraße ist ein illegaler Schwarzbau. Das hat das Bundesverwaltungsgericht Leipzig nun in letzter Instanz festgestellt. […]“

Das war zwar ein knapper, dafür aber auch witziger Beitrag. Nur können “die Bensersieler” gar nichts für den illegalen Straßenbau, das hat mehrheitlich der Rat der Stadt Esens und die Verwaltung mit dem Hauptverwaltungsbeamten Jürgen Buß zu verantworten. In Bensersiel (gehört zur Stadt Esens) wollte man die Straße gar nicht! Der kurzen Sendezeit fiel zum Opfer, dass die rechtswidrige Umgehungsstraße mit öffentlichen Mitteln in Höhe von ca. 5,5 Millionen Euro gebaut wurde und Anwalts- und Gerichtskosten in Höhe von ca. 250.000 Euro von der Stadt Esens verbraten wurden.

Dreist die Aussage von Stadtdirektor Jürgen Buß: “Wenn ich auf die Naturschützer gehört hätte, dann hätten wir gar nichts gemacht. Dann würden wir aber auch kein Projekt mehr hier in der Region schaffen, weil bei jedem Projekt die Naturschützer uns sagen: Das geht nicht. Aber wir brauchen diese Straße. Da ist im Zuge solch eines Verfahrens eben eine Abwägung zwischen Naturschutzbelangen und anderen Belangen vorzunehmen.”
“Die Naturschützer”, in diesem Falle auch der Wattenrat Ostfriesland mit dem Unterzeichner, hatten bereits 2003 im Beteiligungsverfahren auf die Rechtswidrigkeit der Planung und des Straßenbaus hingewiesen. Eine echte Abwägung gab es gar nicht, die vorgebrachten störenden rechtlichen Bedenken wurden vom Rat der Stadt Esens mehrheitlich ignoriert und “weggewogen”. Man hat sich also schlicht über geltendes Recht hinweggesetzt! Das wurde im NDR-Beitrag sehr deutlich.

RTL wird über die teure Posse im Oktober in der Sendung “Mario Barth deckt auf” berichten. Ein Mitarbeiter des ZDF hat inzwischen für den “Länderspiegel” ebenfalls Interesse am Thema gezeigt, Details sind noch nicht bekannt.

Deutsche Nationalbibliothek nimmt Wattenrat in Verzeichnis auf

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Die Web-Seite des Wattenrates Ostfriesland www.wattenrat.de wurde von der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main in das Verzeichnis für fortlaufende Sammelwerke aufgenommen und erhielt die Internationale Standardnummer ISSN 2199-8817 (engl. International Standard Serial Number), mit der Zeitschriften und Schriftenreihen weltweit eindeutig identifiziert werden können. Seit Ende 2013 können auch wissenschaftliche Weblogs und Weblogs von allgemeinem Interesse eine ISSN erhalten. Damit werden die Veröffentlichungen des Wattenrates in anderen Publikationen zitierfähig.

Neue Jagdzeitenverordnung in Niedersachsen – weiterhin Wasservogeljagd in EU-Vogelschutzgebieten: “fairer Kompromiss”?

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Illegal geschossene Nonnengans (diese Art darf nicht bejagt werden), NSG "Petkumer Deichvorland", Ems, EU-Vogelschutzgebiet

Niedersachsens rot-grüne Landesregierung hat das Landesjagdgesetz novelliert, es gelten wieder einmal andere Jagdzeiten. Bezogen auf die Wasservogeljagd ist nur die Einstellung der Jagd auf Bläss- und Saatgänse zu begrüßen, das war aber auch schon zu Zeiten der CDU-FDP-Landesregierung bis Dezember 2007 so, erst dann wurde die Gänsejagd vor der Landtagswahl 2008 auf diese beiden Arten wieder ausgeweitet. Die nun beabsichtigte Verkürzung der Jagdzeiten auf Wasservögel (Enten und Gänse) in EU-Vogelschutzgebieten bis zum 30. November als “fairen Kompromiss” zu bezeichnen, ist  völlig verfehlt. Dieser vorgebliche “Kompromiss” ist ein fauler:  “Kompromisse” beim Artenschutz gibt es nicht, die Tiere sind nach der Jagd im Ergebnis kompromisslos tot oder verletzt, auch die nicht jagdbare Arten werden weiträumig von ihren Rast-, Nahrungs- und Schlafplätzen durch die Jagd vertrieben, in Vogelschutzgebieten, daran ist auch nichts “ökologisch”! Die Flächen dürfen von Normalbürgern nicht betreten werden, Jäger dürfen darin töten. Der “Kompromiss” wurde auf den Druck der gut organisierten Freizeitjäger, die die Jagd auf Wasservögel als Hobby betreiben, durchgesetzt. Die Landesjägerschaft in Niedersachsen darf sich “anerkannter Naturschutzverband” nennen, das ist der eigentliche Skandal!

Illegale Gänsejagd bei Nebel, keine Gänseart kann so sicher angesprochen werden. Der Jäger steht hinter einer Deckung (Plane), NSG Petkumer Deichvorland und EU-Vogelschutzgebiet an der Ems.

Landwirtschaftsminister Meyer (Grüne) konnte sich nicht gegen den Koalitionspartner, im Besonderen die SPD-Fraktionsvorsitzende im Niedersächsischen Landtag, Johanne Modder aus dem gänsereichen Rheiderland, durchsetzen, die zusammen mit SPD-Jägern die Gänsejagd in den Schutzgebieten weiterhin unterstützt. Die Gänsejagd wird also weiter auf den Inseln im Großschutzgebiet Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer (“Weltnaturerbe” und EU-Vogelschutzgebiet) und in den EU-Vogelschutzgebieten an der Ems ausgeübt werden. Wie die ab 2015 vorgesehene “Intervalljagd” in den Vogelschutzgebieten im Detail aussehen wird, ist noch unklar. Das Jagdgesetz sieht eine Intervalljagd gar nicht vor. Die Jägerschaft soll dann mit einem “Monitoring” selbst die Auswirkungen feststellen. Wie dann die Ergebnisse ausfallen werden, lässt sich schon jetzt unschwer erahnen.

Erlegte Brandente (nicht jagdbare Art, vom Jäger nicht gefunden) im NSG "Petkumer Deichvorland/Ems, EU-Vogelschutzgebiet

Der Wattenrat hatte in den vergangenen Jahren immer wieder auf eklatante Jagdverstöße bei der Wasservogeljagd in Vogelschutzgebieten hingewiesen und diese auch akribisch dokumentiert. Die Jagd wurde z.B. “nach Gehör” bei Dunkelheit und Nebel und z. Zt. auch ohne gebrauchsfähige Jagdhunde durchgeführt, dabei wurden auch nicht jagdbare Arten verletzt oder getötet; alle Anzeigen verliefen im Sande. Der Wattenrat-Mitarbeiter Eilert Voß, der die Verstöße jahrelang mit der Kamera dokumentierte, wurde hingegen wegen „Jagdstörung“ zu einer Geldstrafe, ersatzweise Haft, verurteilt. Die Freizeitjäger sind wie ein Staat im Staate bis in die Verwaltungsspitzen und die Justiz gut organisiert.

Novellierung der Jagdzeitenverordnung zum 1. Oktober

Minister Meyer: Fairer Kompromiss für Jäger, Landwirte und Naturschützer

Neue Jagdzeitenverordnung tritt morgen in Kraft – Modernes Gänsemanagement

HANNOVER. Grünes Licht für die neue Jagdzeitenverordnung (JZVO) in Niedersachsen: Diese wird nach der erfolgten Abstimmung zwischen Umwelt- und Agrarministerium morgen (Mittwoch, 1. Oktober) wie geplant in Kraft treten. „Uns ist ein fairer Kompromiss zwischen Landwirten, Jägern und Naturschützern gelungen. Dass die Naturschutzverbände stärkere Reduzierungen der Jagdzeiten fordern, die wiederum die Jäger als zu weitgehend kritisieren, ist bei einem solchen Abwägungsprozess normal”, so der Minister. Niedersachsen nehme mit der neuen JZVO die unter der schwarz-gelben Vorgängerregierung vorgenommene massive Ausweitung der Jagdzeiten insbesondere bei Gänsen in Vogelschutzgebieten zurück und bewege sich in etwa auf dem Niveau der Jagdzeitenverordnung der letzten sozialdemokratischen Regierung 2002.

Eine novellierte Jagdzeitenverordnung war auf den Weg gebracht worden, um die Jagd ökologisch neu auszurichten und mehr an Natur- und Artenschutz zu orientieren. An einer mehrwöchigen Verbandsanhörung hatten sich etwa 30 Interessenvertretungen beteiligt – von Jagd- über Bauern- bis hin zu Umweltverbänden. Deren Stellungnahmen sind teilweise in die neue JZVO eingeflossen. „Wir haben die Positionen, Anregungen und Einwände sehr eingehend geprüft”, sagte Landwirtschaftsminister Christian Meyer. „Wir nehmen Hinweise sehr ernst und haben dementsprechend den ursprünglichen Verordnungsentwurf insbesondere beim Schalenwild noch einmal überarbeitet.” Die morgen in Kraft tretende Jagdzeitenverordnung regelt insbesondere folgende zwei Bereiche: die Jagd auf Schalenwild sowie die Bejagung wilder Gänse in EU-Vogelschutzgebieten.

Das Schalenwild – dazu gehören unter anderem Rotwild, Damwild und Schwarzwild – darf wie bisher bis zum 31. Januar eines Jahres bejagt werden. Zum Teil sind die Jagdzeiten ausgeweitet worden; für Rehwild und bestimmte Hirscharten ist die Jagdzeit vom 1. September auf den 1. August vorgezogen worden. Bei den Rehböcken wurde die Jagdzeit insgesamt um drei Monate verlängert. Beim Hasen, Dachs und Blässhuhn gibt es hingegen Verkürzungen oder Einschränkungen der Jagdzeit.

Meyer bestätigte seinen Beitrag zum Kompromiss und zur Rücknahme der Verkürzung der Jagdzeit auf Keiler, Bachen, Hirsche und Rehe um zwei Wochen im Januar. „Wenn sowohl Förster als auch Umweltverbände, ökologische und konventionelle Jäger dies einfordern, bin ich der Letzte, der dann ‚nein’ sagt. Mit dem Zugehen auf die Jägerschaft verbinde ich aber auch die Erwartung, dass die Gesamtjagdzeit besser genutzt wird, um Verbissschäden zu reduzieren und so Wildbestände zu erreichen, die an den Wald angepasst sind.” Nicht die Gesamtlänge der Jagdzeit sei entscheidend, sondern die effektive Nutzung von Jagdstrategien. „Die bisherigen Statistiken sind in dieser Hinsicht jedenfalls unbefriedigend”, so der Minister. „Demnach hat Deutschland nämlich die längsten Jagdzeiten, aber dennoch die höchsten Wildbestände.”

Die Jagd auf Wildgänse in EU-Vogelschutzgebieten wird ebenfalls erheblich reduziert. Bläss- und Saatgans bekommen auch aus Artenschutzgründen eine ganzjährige Schonzeit, wie von den Umweltverbänden gefordert. In Vogelschutzgebieten wird die Jagd auf Gänse und Enten während der Zugvogelsaison generell auf den 30. November verkürzt. Außerhalb der Vogelschutzgebiete bleibt das Ende der Jagdzeit auf wilde Gänse beim 15. Januar. Damit soll auch eine stärkere Lenkung und modernes Gänsemanagement erfolgen.

Eine Neuerung wird bei der Jagd auf Wildgänse eingeführt. Ab kommendem Jahr soll es eine noch stärkere Differenzierung bei Jagd- und Ruhezonen für Gänse in Vogelschutzgebieten geben. „Dann wollen wir innerhalb der Vogelschutzgebiete das moderne Instrument der Intervalljagd einführen”, sagte Meyer. „In vorher festgelegten Teilgebieten darf dann im Zwei-Wochen-Rhythmus in einer Zone gejagt werden, während in anderen die Gänse Schonung genießen.”

Überführung der “Quantum of the Seas”: Dieselruß über der Ems

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Quantum of the Seas: Sehleute in Papenburg vor der Überführung an die Nordsee

Sie soll das größte jemals gebaute Passagierschiff sein, zusammengeschweißt ausgerechnet im Binnenland an einem schmalen Fluss in Papenburg, der Ems. Die einzelnen großen Schiffssektionen für die “Quantum of the Seas” wurden allerdings in Rostock auf der Neptun Werft vorgefertigt und dann über die Ostsee, den Nord-Ostsee-Kanal, die Nordsee und schließlich durch die Ems nach Papenburg geschleppt und dort zum fertigen Schiff zusammengesetzt. Sonst baut die Neptun Werft Fluss-Kreuzfahrtschiffe, an der Ostsee. Dafür baut die Meyer Werft Riesenkreuzfahrtschiffe, im Binnenland. Das maritime Schilda ist machbar! Zunächst saß denn auch der Meyer-Neubau „Quantum of the Seas“ bei der Überführung vom binnenländischen Papenburg an das seeschifftiefe Wasser der Nordsee auf der Ems fest, böige Winde, die das Schiff ans nahe Ufer gedrückt hätten, ließen eine weitere Überführung nicht zu. Am Montag, 22. September, wurde der riesige Musikdampfer weiter mit dem Heck voran von Schleppern durch die Ems gezerrt, das Emsstauwerk – gerne auch Emssperrwerk genannt – war zunächst geschlossen, damit das Riesenschiff durch den Wasserstau überhaupt in den Fluss passte. Dieser teure Irrsinn wird von der Politik und den Behörden schon als normal angesehen; auch die großen Umweltverbände wie BUND, NABU oder WWF akzeptieren inzwischen den völlig ungeeigneten Werftstandort in Papenburg.

Vorher hatten BUND, NABU und WWF pressewirksam gegen die Überführung des Schiffes geklagt. Wikipedia schreibt zu der Klage der Umweltverbände gegen die Quantum-Überführung:

Die Umweltverbände WWF, BUND und Nabu klagten gegen die Emsüberführung der Quantum of the Seas, da hierfür Sonderregelungen ausgesprochen wurden und Umweltauflagen vorübergehend außer Kraft gesetzt wurden. Primär ging des darum, dass sich durch das Aufstauen der Salzgehalt und die Verschlickung erhöhe sowie der Sauerstoffanteil zurückginge. Am 30. Juni 2014 bestätigte das Verwaltungsgericht  Oldenburg die Rechtmäßigkeit des Außerkraftsetzens der Umweltauflagen. Das Gericht begründete das Urteil damit, dass die Emsaufstauung eine zeitlich eng begrenzte Aktion sei, die keine gravierenden Auswirkungen auf das Ökosystem habe.

Was nicht erwähnt wird ist die Tatsache, dass die Verbände hier nur ein öffentliches Schaulaufen vor Gericht veranstaltet haben. Im “Generationenvertrag” der Verbände und des Landes Niedersachsen mit der Meyer Werft soll in Zukunft der Standort der Werft in Papenburg gesichert werden. Das zunächst als Absichtserklärung und “Vereinbarung” seit 2009 vorliegende Papier soll als Vertrag noch in diesem Jahr verbindlich unterzeichnet werden. Danach verzichten die Verbände in Zukunft u.a. auf weitere Rechtsmittel gegen den Aufstau der Ems. Der genaue Wortlaut des auf 30 Jahre angelegten “Generationenvertrages” wird von den Umweltverbänden unter Verschluss gehalten.

Am Dienstagmittag, 23. September, erreichte das Schiff schließlich die Nordsee und machte am Mittwoch im niederländischen Eemshaven zur Endausrüstung fest. Begleitet wurde das Schiff von zahlreichen Schaulustigen, die auch mit Wohnmobilen von weither angereist waren. Es ist kaum anzunehmen, dass die Mehrzahl der Sehleute und auch die späteren Kreuzfahrtgäste annähernd etwas von der Zerstörung der Ems durch ständige Baggerungen für die riesigen Meyer-Schiffe, den erhöhten Schlickeintrag und die enorme Zunahme der Fließgeschwindigkeit ahnen. Unser Mitarbeiter Eilert Voß war mit dem Fahrrad an der Ems unterwegs und hat die Überführung des rußenden schwimmenden Luxus-Plattenbaus mit der Kamera begleitet und ganz andere Bilder als die der notorischen Jubel-Presse geliefert.

Der Steuerzahler darf die millionenteuren Emsvertiefungen und ständigen Baggerungen weiterhin bezahlen. Auch das Emsstauwerk, das angeblich ein Küstenschutzbauwerk sein soll, dient im Wesentlichen nur der Meyer Werft zur Überführung ihrer Riesenschiffe und wurde ebenfalls vom Steuerzahler finanziert.

Hauptdaten der “Quantum of the Seas”, es fehlt der Tiefgang!:

Vermessung 167.800 BRZ
Länge über alles 348 m
Breite auf Spanten 41,4 m
Decks 18
Maschinenleistung 67.200 kW
max. Geschwindigkeit 22 kn
Anzahl der Passagierkabinen 2.094
Passagiere 4.188

Quelle: Meyer Werft, Papenburg

91366 PS stoßen gewaltige Mengen an Schwerölruß aus

American Dream in Papenburg

Ems: Durch ständige Tiefenbaggerungen und die erhöhte Fließgeschwindigkeit brechen die Uferkanten weg

Ausgehängte Friesenbrücke bei Weener: Auch während der Quantum-Überführung muss wegen des großen Tiefgangs vor dem Schiff mit Baggerschiffen auf Tiefe gebaggert werden

Baggerschiffe an der Friesenbrücke/Weener vor der Überführung

Begeisterte Fähnchenwinker an der Ems

Passt, gerade

Mit Schlepperhilfe und Eigenantrieb durch die engen Flußbiegungen

Dieselqualm, Schlepperhilfe und Polizeibegleitung

Die graue Schlammspur zeigt die Aufstauhöhe an, EU-Vogelschutzgebiet "Emsmarsch Leer bis Emden"

Sehleute am Emsdeich - ob sie wissen, was dem Fluss angetan wurde?

Verkehrschaos am Emsdeich

Nasses Plätzchen zum Warten auf den Dampfer

Luxus-Plattenbau mit schwimmenden Notausgängen

Millimeterarbeit: durch die ausgehängte Emsbrücke

Nächtliches Faszinosum Musikdampfer

Goldenes Kalb mit Dieselruß

 

Wikipedia, der Wattenrat und die “Black List”

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In eigener Sache: Der Wattenrat steht auf der “Schwarzen Liste” eines Spamfilters bei Wikipedia. Auf die Liste kommt man, “um massenhafte (oder wiederholte) Verlinkungen einzudämmen, die von mehreren Usern ausgehen, ohne dass Konsens bzgl. der Aufnahme der Links besteht und ohne dass eine Ansprache der User Erfolg hatte…” Beim Versuch, in die “Diskussion” beim Wikipedia-Artikel über das Meyer-Schiff “Quantum of the Seas” einen Beitrag zur Wattenrat-Seite zu verlinken, kam es an den Tag. Weder ist der Wattenrat bei Wikipedia “massenhaft” verlinkt noch erfolgte irgendeine “Ansprache”. Wer also hat ein Interesse, den Wattenrat auf die Black List zu setzen? Es ist ja nichts Neues, dass anonyme und “politisch korrekte” Meinungs- und Gesinnungskommissare beim Online-Lexikon missliebige Beiträge willkürlich in ihrem Sinne löschen oder verändern. Sei´s drum, es geht auch ohne Wikipedia, das Online-Lexikon ist für die Wattenrat-Recherche entbehrlich.

Waterkant-Sonderheft zu Kaliabwässern, Einleitungen in die Jade und Kavernen im LK Wittmund

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Der Auszug aus dem aktuellen Sonderheft des Förderkreises “Waterkant” beschäftigt sich mit dem Jaderaum: Wohin mit den Kali-Abwässern der Werra? Einleitungen in den Jadebusen bei Wilhelmshaven und die Probleme mit den Salzkavernen im Landkreis Wittmund. Hier sorgte in diesem Jahr ein Ölunfall für Unruhe und Schlagzeilen. Den Sonderdruck können Sie hier herunterladen: Waterkant 03/2014-Sonderdruck

Wir bedanken uns bei der Waterkant für die Überlassung.

Jagdzeitenverordnung Niedersachsen: “Die Grünen sind gestorben…”, ein Abgesang

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Grüne, SPD und Wasservogeljäger: schämt Euch!

Viel ist auf den Wattenrat-Webseiten zum Unsinn und zur Überflüssigkeit der Jagd auf Wasservögel, vor allem in deren Schutzgebieten, geschrieben worden. Wir haben alles versucht, informiert und dokumentiert, häufige Jagdverstöße – Jagd bei Dunkelheit und Nebel, strafbare Fehlabschüsse -nachgewiesen und Anzeigen erstattet – die alle im Sande verliefen. Unterstützt wurden wir vor allem von Jägern, intern von denen, die Wasservogeljagd ebenfalls für überflüssig und sogar für verwerflich halten, und öffentlich von Jägern des Ökologischen Jagdverbandes (ÖJV), die sich deutlich gegen die Wasservogeljagd in Schutzgebieten positionieren. Kurzzeitig keimte Hoffung auf Besserung der Zustände auf, als die Partei der Bündnisgrünen in Niedersachsen ankündigte, diese widerlichen Zustände in den Vogelschutzgebieten zu ändern. Die Grünen, in Person von Landwirtschaftsminister Christian Meyer, haben es zaghaft versucht, sind aber am Koalitionspartner SPD gescheitert. Hier baute die SPD-Landtagsabgeordnete und Fraktionsvorsitzende Johanne Modder aus dem Rheiderland mit ihren jagenden Genossen eine unüberwindliche Nein-Hürde auf. Fachlich war von der Dame wenig oder nichts zu hören, sie schickte ihren Mitgenossen Wiard Siebels, ebenfalls SPD-MdL, in die klägliche  öffentliche Diskussion und Anhörung, die vom Geschwätz der beutegeilen Freizeitjäger dominiert wurde. Heraus kam eine neue Jagdzeitenverordnung, kein fairer, sondern ein fauler Kompromiss. In Schüttdorf wohnt Gerhard Hinze, von Beruf Zahnarzt. Gerhard Hinze ist passionierter Jäger, aber kein Wasservogeljäger. Herr Hinze hat sich in Wort und Schrift stets gegen die Wasservogeljagd, gerade in Schutzgebieten, ausgesprochen. Und Herr Hinze hat einen Abgesang auf die Grünen verfasst, den wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Es fehlt noch ein Gedicht zur SPD, aber deren blindes Treiben gegen den Naturschutz ist längst Allgemeingut geworden:

Gedicht

Ein Abgesang

 Die Grünen sind gestorben,

Die Grünen sind nun weg.

Sie haben sich verbogen

Für einen falschen Zweck.

Sie kämpften einst fürs Leben,

Sie kämpften nicht fürs Geld

Sie kämpften für die heile,

Für eine bessre Welt.

Dann ließen sie sich nieder

Und folgten einer Spur,

Die sie ins Abseits führte,

Hinweg von der Natur.

Nun sitzen sie im Keller

Und weinen gar so sehr:

Was ist aus uns geworden ?

Wir kennen uns nicht mehr.“

So legt Euch denn, ihr Brüder,

In Gottes Namen nieder.

Kalt ist der Abendhauch…

Bewahr euch Gott vor Strafen,

Und lasst uns ruhig schlafen

Und unsre Hoffnung schläft dann auch.

Schüttorf, den 1. Oktober 2014, der Tag, an dem das sinnlose Töten von Tieren durch Verordnung von den Parteien nicht verhindert wurde.

Gerhard Hinze


Windenergie und Vogelschutz: “Wer schützt hier wen?”

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Nonnenganseinflug am Dollart; Nationalpark Nds. Wattenmeer, "Weltnaturerbe ", EU-Vogelschutzgebiet- im Hintergrund der Windpark Wybelsumer Polder

In verschiedenen Beiträgen hat der Wattenrat auf die skandalöse Einflussnahme der Windenergiewirtschaft auf fachliche Empfehlungen der Landesvogelschutzwarten und die Länderpolitik auf die Abstandsempfehlungen von Windenergieanlagen zu Vogellebensräumen hingewiesen. Dabei haben wir auch die Beiträge der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE) berücksichtigt. Aktuell verweist die EGE auf einen Beitrag der Zeitschrift Naturschutz und Landschaftsplanung, Heft 46 (10), 2014. Prof. Eckard Jedicke ist der Schriftleiter dieser Zeitschrift und stellt in seinem Editorial die Frage “Wer schützt hier wen?”. Wir übernehmen den Beitrag der EGE mit freundlicher Genehmigung der Eulenfreunde:

Prof. Dr. Eckhard Jedicke nimmt im Vorwort des Oktoberheftes der Zeitschrift “Naturschutz und Landschaftsplanung” Bezug zu der ungeheuerlichen Entscheidung der “Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Naturschutz, Landschaftspflege und Erholung” (LANA). Die LANA (das ist tatsächlich die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Länderumweltminister) hatte im September 2014 am Rande des Deutschen Naturschutztages in Mainz die Veröffentlichung der von der Länder-Arbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten vorbereiteten “Abstandsregelungen für Windenergieanlagen zu bedeutsamen Vogellebensräumen sowie Brutplätzen ausgewählter Vogelarten” untersagt bzw. die Veröffentlichung an die Zustimmung des Bundesverbandes Windenergie (BWE) geknüpft. Prof. Jedicke fragt, “Wer schützt hier wen?”. Klicken Sie bitte hier (pdf-Datei, ca. 92 KB), wenn Sie das Vorwort lesen möchten.

Die beispiellose Intervention der Länderumweltminister ist von den etablierten großen Naturschutzorganisationen klag- und kommentarlos hingenommen worden. Die Veranstalter des Deutschen Naturschutztages, an dessen Rande sich der Skandal vollzog, haben gar nicht, der Naturschutzbund Deutschland mit einem zaghaften Appell an die Länderumweltminister reagiert, den Vogelschutz beim Ausbau der Windenergiewirtschaft nicht zu verwässern. BUND und DNR blieben stumm in diesem Konflikt. Glücklicherweise, möchte man sagen, sind diese Verbände doch stets an der Seite der Windenergiewirtschaft. Der Funktionäre-Naturschutz in Deutschland ist artig, unkritisch, nah an der Macht, obenauf und von den drängenden Problemen entfernt. Das Vorwort in Heft 10/2014 von “Naturschutz und Landschaftsplanung” ragt aus der Angepasstheit mit Fragen heraus, die die großen Naturschutzverbände personell, intellektuell und moralisch zu stellen nicht in der Lage sind.

Schwerölstinker, nicht nur ein Imageproblem

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Meyer Werft-Neubau 2014 (!) des Kreuzfahrtschiffes "Quantum of the Seas"

Dieselbetriebene Schiffe sind Stinker, man sieht es an den rußenden Abgasfahnen. In den riesigen Schiffsmotoren der großen Fracht- und Kreuzfahrtschiffe wird in der Regel Schweröl (HFO = Heavy Fuel Oil oder Handelsbezeichnung Bunker C) verbrannt, Rückstände aus der Erdölverarbeitung. Schweröle sind der nicht mehr verdampfbare Teil (der sog. „Sumpf“) aus erdölverarbeitenden Produktionsprozessen. Die dunklen Abgase haben es in sich: Sie enthalten unter anderem Schwefeloxide (SOx), Stickoxide (NOx), Rußpartikel und große Mengen Feinstaub. Dazu kommen Schwermetalle und Ascheanteile.

Katamaran "Nordlicht" der AG Ems, September 2013

Mit den früheren „Dampfern“ haben diese Abgase nichts mehr gemein. Der Schiffswirtschaft sind diese Probleme bekannt, die dunklen Abgase entwickeln sich auch zu einem Imageproblem der Branche. Nun bringen Reeder LNG (Liquid Natural Gas), also Flüssiggas, das schon viele private PKW antreibt, als umweltfreundlicheren Brennstoff für ihre Schiffe ins Gespräch. Anfang Oktober 2014 fand dazu eine Fachtagung des Verbandes Deutscher Reeder in Leer/Ostfriesland statt. Zwar sei die Technik dafür vorhanden, aber mangele an der geringen Infrastruktur, sagten Reedereivertreter.

Außenelbe bei Cuxhaven: Greetsieler Kutter und Containerschiff "Thalassa Elpida", Oktober 2014

Es fehle an Bunkerstationen für die Schiffe, damit überhaupt LNG getankt und genutzt werden könne. Die Reeder forderten finanzielle Unterstützung von der Bundesregierung. Eine unüberwindbare Hürde seien die hohen Investitionskosten für LNG-Antriebe. In absehbarer Zeit gelten strengere Schadstoff-Obergrenzen im Seeverkehr: Von 2015 an müssen Reeder Brennstoffe mit weniger Schwefelanteilen einsetzen oder Abgase nachträglich behandeln. Bei der Verwendung von LNG gelangen wesentlich weniger Schadstoffe in die Luft als beim herkömmlichen Schweröl. Allerdings muss das Gas aufwändig auf minus 135 Grad Celsius heruntergekühlt werden und erfordert besondere Betankungstechniken.

Inversionswetterlage über der Elbe bei Cuxhaven, Oktober 2014

dpa, veröffentlicht 07. Okt. 2014:
LEER (dpa-AFX) – Auf dem Weg zu umweltfreundlicheren Brennstoffen für die Schifffahrt sieht die maritime Branche neben ersten Erfolgen noch etliche Stolpersteine. Viele Reeder halten Flüssiggas (LNG) als besonders gut geeignet für Schiffsantriebe. Die Technik sei vorhanden, aber es gebe immer noch zu wenig Infrastruktur, sagten Reedereivertreter am Dienstag bei einer Fachtagung im ostfriesischen Leer. [...] Hintergrund der Entwicklung sind strengere Schadstoff-Obergrenzen im Seeverkehr: Reeder müssen von 2015 an Brennstoffe mit weniger Schwefelanteilen einsetzen oder Abgase nachträglich behandeln. [...]

 

Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer: auch Propagandaveranstaltung

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Nächtlicher Gänsezug

Am 11. Oktober 2014 begannen die 6.  Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Der Wattenrat Ostfriesland begrüßt die Informationsveranstaltungen und Exkursionen, die für ein besseres Verständnis der Lebensverhältnisse von Gänsen, Enten und Watvögeln werben sollen. Dabei sollte aber nicht verschwiegen werden, dass die Vögel gerade im und am Nationalpark und „Weltnaturerbe“ oft keine ungestörten Rast-, Nahrungs- und Schlafplätze mehr vorfinden. Die Hochwasserrastplätze im nationalparknahen Binnenland wurden in den letzten Jahren systematisch und auch unter Missachtung des Naturschutzrechts mit Windparks überbaut. Diese Flächen fallen durch den Scheucheffekt der Rotoren als Rückzugsgebiete für die Zugvögel aus.

Windpark Wybelsumer Polder am Dollart

Graugänse und einige Entenarten – dabei sind auch Zugvögel – dürfen nach wie vor auch nach der komplizierten Änderung der niedersächsischen Jagdzeitenverordnung immer noch im Großschutzgebiet Nationalpark, der auch EU-Vogelschutzgebiet ist, von Freizeitjägern bejagt werden. In den EU-Vogelschutz- und Naturschutzgebieten, die unmittelbar an den Nationalpark und das “Weltnaturerbe” anschließen,  darf ebenfalls weiterhin die Wasservogeljagd auf Zugvögel ausgeübt werden, auch auf Flächen, die aus Naturschutzgründen von Spaziergängern nicht einmal betreten werden dürfen!

Naturschutz in Niedersachsen: NSG "Petkumer Deichvorland" an der Ems, EU-Vogelschutzgebiet

Durch die Störungen werden auch nichtjagdbare Arten weiträumig vertrieben. Viele Salzwiesen im Nationalpark sind durch die starke Entwässerung mit maschinengezogenen Gräben mit Strandquecke überwuchert und deshalb für Brut- oder  Zugvögel kaum noch attraktiv. Wie ein Hohn lesen sich deshalb die Äußerungen des niedersächsischen Umweltministers Wenzel anlässlich der Eröffnungsveranstaltung der Zugvogeltage in Wilhelmshaven: „Zugvögel brauchen an allen Orten, an denen sie sich im Laufe eines Jahres aufhalten, günstige Bedingungen, um zu überleben und Erfolg zu haben.“ Genau diese Bedingungen sind aber in Niedersachsen noch nicht einmal in den Schutzgebieten erfüllt.

Nein, kein Dschihadist: vermummter Zugvogeljäger im Natur- und EU-Vogelschutzgbiet "Petkumer Deichvorland" an der Ems

Bei einigen Brutvogelarten lassen sich zudem dramatische Bestandseinrüsche feststellen, z.B. bei Austernfischern, strandbrütenden Regenpfeifern oder Zwergseeschwalben. Strandbrüter finden durch den Massentourismus im Nationalpark kaum noch ungestörte Brutplätze. So geraten denn auch die stark beworbenen Zugvogeltage immer mehr zu einer politischen Propagandaveranstaltung der Nationalparkverwaltung und des Landes Niedersachsen, mit Unterstützung der Naturschutzverbände NABU und BUND. NABU und BUND sind “ganz auf Linie” mit der Nationalparkverwaltung und bewerben ebenfalls die Zugvogeltage, aber ohne auf die Konflikte im Nationalpark einzugehen. Auf Spiekeroog im dortigen Nationalparkhaus “Wittbülten” des BUND z.B. kostet die 90 -minütige Führung für Erwachsene 4 Euro, für Kinder bemerkenswerte 6 Euro, so steht es jedenfalls im Online-Programm. Die Zugvogeltage, die auch von der Tourismusindustrie als weiterer Werbefaktor eingesetzt werden,  lenken so von den maroden Zuständen im Nationalpark mit seinen vielen zugelassenen, dem Naturschutz abträglichen Nutzungen ab. Die öffentliche offizielle Darstellung des Nationalparks, von den Mainstream-Medien nicht selten völlig distanzlos übernommen, entspricht nicht den tatsächlichen Zuständen im „Weltnaturerbe“.

In einem Vogelschutzgebiet an der Ems widerrechtlich geschossene Nonnengans, kein Einzelfall: Straftat, Verfahren eingestellt

Links zu Gänsejagd

 

Wieder Seehundsterben

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Aktueller Seehund-Totfund aus Niedersachsen: Insel Neuwerk, 29. September 2014

Aus Schleswig-Holstein kommt die aktuelle Nachricht, dass an der Nordseeküste täglich tote und schwer kranke Seehunde aufgefunden werden. Seit Anfang Oktober sollen es bisher ca. 150 tote Tiere gewesen sein, zitiert die Tagespresse den Nationalparkamt-Sprecher Hendrik Brunckhorst am heutigen Dienstag in Husum. Totfunde gab es bisher auf den Nordseeinseln Helgoland, Amrum, Föhr und Sylt. Darunter waren auch viele ausgewachsene Tiere.

Archivfoto 2012: Seehundkadaver westlich vom Badestrand Bensersiel/NDS, Nationalpark Nieders. Wattenmeer

In Büsum untersuchten Experten der Tierärztlichen Hochschule Hannover, ob es sich um Staupe- oder Influenzaviren die Ursache sein könnten. Erste Ergebnisse werden im Laufe der Woche erwartet. Es handelt sich um das dritte bekannte Seehundsterben. Bereits 1988 und 2002 starben tausende Seehunde im Nordseebereich durch einen hundestaupeähnlichen Virus. Bei den vorangegangenen Seehundsterben wurde nicht alle Kadaver vollständig erfasst. Auf einigen Inseln wurden die toten Tiere ohne Registrierung einfach vergraben. Tote Seehunde sind schlecht fürs Tourismusimage.

Archivbild: Seehundkadaver, Vogelinsel Memmert, 2002

In Niedersachsen gäbe es derzeit keine Anzeichen für ein neues Massensterben von Seehunden. Die Zahl der tot entdeckten Tiere sei “normal”, hieß es am Dienstag beim Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) in Oldenburg.

Gänse in Ostfriesland: dreiste Lügenbauern

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Nicht die Gänse, sondern die Intensivlandwirtschaft sorgt für die Überdüngung, Vernichtung der Gelege der Bodenbrüter und die Bodenverdichtung. Hier (Ems, Terborg) wird Gülle sogar verbotenerweise beim strengem Frost ausgebracht!

In jedem Jahr die die gleiche Leier der im Verein „Gänsemarsch“ organisierten ostfriesischen Bauern:

Zitat: “Weil die Gänse auf den Feldern ´Tabula rasa´ veranstalteten, können die Bodenbrüter nicht mehr brüten´. Zudem würden Hasen und Fasane verscheucht. [...] ´´Wenn wir in jedem Dorf jemanden einstellen und ihn dafür bezahlen, die Gänse zu verjagen, haben wir keine Probleme.´ “ (siehe  .pdf, Ostfriesischer Kurier, Norden, vom 16. Oktober 2014, veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Redaktion) OK_Gaense_16. Okt. 2014

In diesem dümmlichen Stil geht die Bauernhetze gegen wildlebende Gänse in Ostfriesland weiter. Ziel: noch mehr Geld für tatsächliche (die niemand leugnet) oder vermeintliche Fraßschäden. Wer, mit Verlaub, so dämlich argumentiert, muss sich nicht wundern, nicht mehr ganz ernst genommen zu werden. Ostfriesland ist seit Jahrtausenden Durchzugs- oder Überwinterungsgebiet für arktische Gänse aus Nordeuropa oder Asien, das verpflichtet, auch die Bauern.

Landwirte bekommen üppigste EU-Subventionen als Direktzahlungsempfänger, sind damit aber gleichzeitig verpflichtet, als Auflage im sog. “Cross-Compliance” („anderweitige Verpflichtungen“, Verknüpfung von Prämienzahlungen mit der Einhaltung von Umweltstandards) z.B. auch Gänse zu dulden. Bei Nichteinhaltung drohen Subventionskürzungen! Landwirte bekommen zusätzlich, wenn sie am Vertragsnaturschutz teilnehmen, auch noch 250 Euro/ha/a Entschädigung, egal ob Fraßschäden aufgetreten sind oder nicht und dürfen die Gänse – nach dem Jagdrecht zulässige Arten – sogar noch schießen. Das kostet den Steuerzahler in Niedersachsen jährlich 5,7 Millionen Euro! Dabei wird gegüllt bis zur Abfallbeseitigung, und ganz nebenbei wird in Ostfriesland 4 bis 5x im Jahr die Grasernte eingefahren, trotz des angeblichen Gänsefraßes und dabei gleich die Gelege der bodenbrütenden Wiesenvögel mit plattgemacht, die von den Gänsen überhaupt nicht beeinträchtigt werden. Hasen und Fasane leiden ebenfalls unter der Intensivstlandwirtschaft und der starken Bejagung, aber nicht ansatzweise unter den Gänsen. Sogar Frostschäden werden den Gänsen in Erwartung von Ersatzzahlungen den Gänsen in die Schnäbel gelogen!

Suchbild: sehr seltene Rothalsgans mit Nonnengänsen an der Ems

Würde man zudem die Salzwiesen im angrenzenden Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer besser pflegen, den starken Queckenbewuchs (Ursache zu viele Entwässerungsgräben, Austrocknung) zurückdrängen und extensiv beweiden, fräßen auch die Gänse wieder auf diesen Flächen. Wie sagte mal ein bekannter Gänseforscher vom Niederrhein: “Die Gänse fressen Euch nicht arm, die kacken Euch reich.”

Das soll der Ruin der Bauern sein? Kothaufen und Schlafkuhlen von drei Nonnengänsen nach 12-stündiger Ruhe

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